„Die Muttersprache ist die entscheidende Basis – auch für das Erlernen von Fremdsprachen.“ 
Josef Kraus (Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes)

Unsere Deutschlehrer:Innen

Name:

seit

Nina Bickelmann

2018

Geibel, Florian

2021

Klassen, Johannes

2015

Paulus, Anika

2021

Richters, Benjamin

2018

Strupp, Kerstin

2008


Besondere Aktivitäten im Fach Deutsch:

  • Besuch von Theateraufführungen zu Stücken der unterschiedlichen Pflichtlektüren des jeweiligen Schuljahres
  • Austausch über Aufführungsschwerpunkte der Stücke mit den Akteuren des Theaters Überzwerg
  • Teilnahme an den Veranstaltungen „Kino macht Schule“ des Max Ophüls Preises
  • Besuch der Schulkinowoche
  • Besuch der europäischen Jugendbuchmesse
  • Aufbau und Verwaltung der Schülerbücherei
  • Autorenlesung auf Klassen und auf Klassenstufeneben, meist in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Boedecker-Kreis Saarland e.V.
  • Regelmäßige Schultheateraufführungen des Wiener Forumtheaters für die Klassenstufe 9
  • Lesemarathon in den Klassenstufen 6 in Zusammenarbeit mit der Deutschen  Multiple Sklerose Gesellschaft Landesverband Saar e.V. und Teilnahme an Veranstaltung zur Preisverleihung
  • Teilnahme am Welttag des Buches
  • Teilnahme an regionalen Wettbewerben, z. B. am Mundartwettbewerb des SR3

Gestaltendes Schreiben an der Willi-Graf-Realschule

Der produktiv-kreative Umgang mit Texten ist ein wichtiger Bestandteil des modernen handlungsorientierten Deutschunterrichts. Daher werden die Schülerinnen und Schüler an der Willi-Graf-Realschule auch dazu ermuntert, Texte nicht einfach nur aufzunehmen, sondern sie kreativ zu verändern oder zu ergänzen. Einige Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse waren unzufrieden mit der ihrer Meinung nach künstlichen Sprache in Schillers Ballade „Der Handschuh“. Der Text benötigte also dringend eine saarländische Überarbeitung.

De Handschuh I (von Damian Großklos)

Vor sänem Löwegarde,

Die Schau zu erwarde,

Hockt da Kenisch Franz

Mit da reiche Leit im Kranz.

Do schnipsta mit nem lautem Knall,

Do öffnet sich da Stall.

Do kommt e riese Brock

Un die Weiwa mache sich in de Rock.

De Löw kommt rinn mit nem hohe Kinn,

Do schnipsta de Kenisch widda,

Do kommt de Tiger

Unn brillt durch die Geschend

Durch die ganz Manesche.

Un widda gebbd geschnipst.

Zwä Leoparde komme rinngeschritt.

All brille se, all wolle se kämpfe,

Nur de Bär nit, der hat´s mit da Krämpfe.

Do kommt die bees Kunigund

Und schmiert´m Ritter Delorges e bisje Honisch um de Mund:

„Jo, wenn de misch han willsch, jo,

Gebb ma dene Handschuh,

Dann bekommschde ach dä Haribo!“

Do lässt se de Handschuh üwwa de Balkon falle.

Er landet midde in da Halle.

Der Ridder, der zögert kä Sekunn,

Er rennt hinunna für „sei“ Kunigun´.

Da hollt er de Handschuh, frech wie er is

Un gebbd vom Kunigund tatsächlich gekisst.

Doch am Enn, do hollt er aus mit´m Handschuh ins Gesicht

Un brillt: „Ich brach de Schnäkes net, ich bin net dä Wicht.“

De Handschuh II (von Vanessa Schneider, Aaron Bickel, Moritz Fischer und Zoe Borowski)

Vor sänem Löwegarde

Um´s Kampfspiel zu erwarde,

Sitzt de Kenisch Franz

Runderum die groß Kron,

Rings uff em hohe Balkon

De Mäde im schene Kranz.

Un do winkt da mim Finger,

Do geht uff de Zwinger

Un rinn kommt de Löwe mim große Schritt,

Do guckt da sich stumm um, es is de Hit.

Mim lange Gähne

Schüttelta die Mähne

Er streckt sä Glieder

un leht sich nieder.

Un de Kenisch winkt widda

Do geht´s Dor widda uff

Raus laaft de Tiger

Mit nem wilde Sprung

Un brillt: „Ich bring de Löwe um!“

Do schlat er rum mit seinem Schwanz

Wie bei nem Hölletanz.

Un de Kenisch winkt widda,

E drittes Mol öffnet sich´s Gitter.

Do laaft zweimol raus, e Leopardeviech

Die wolle mitm Tiger unbedingt Kriech.

Do packt da sich mit seina Pfot

Un schreit ganz laut,

Do sinn die annere wie tot.

Off enmo fallt e Handschuh na Frau von da alt Hand.

Tief runna vom Rand.

Sie saht zu dem bleede Ritter: „Geh ma ne hole, sonschd bisch du für mich gestorb!“

De Ritter geht de Handschuh hole,

Awwa die Alt bleibt ihm gestohle

Un gritt für ihr doof Aktion e Korb.

In der 9. Klasse bilden Kurzgeschichten das Fundament für die kreativen Schreibprozesse. Besonders beliebte „Versuchsobjekte“ waren dabei Julia Francks „Streuselschnecke“ und „Augenblicke“ von Walter Helmut Fritz. In Francks Kurzgeschichte geht es um ein junges Mädchen, das nach vielen Jahren erstmals von ihrem Vater kontaktiert wird. Dieser erkrankt jedoch schwer und die Heranwachsende wird immer mehr zur seelischen Stütze ihres sterbenden Vaters. Die tragische Vater-Tochter-Beziehung wird dabei aus der Perspektive der Tochter beleuchtet.

Benedikt Schiedermeier schrieb eine Neufassung des Textes aus der Sicht des Vaters:

„Hallo.“ Eine nette Stimme meldete sich und fragte, wer ich sei. Ich erklärte ihr, dass ich ihr Vater sei. Sie konnte es kaum glauben und wir redeten über eine Stunde. Am Ende verabredeten wir uns für den nächsten Tag. Wir trafen uns im Café am Hindemith-Platz. Es ist mein Lieblingscafé. Ich zog Jeans und eine gewöhnliche Jacke an. Ich hätte auch einen Anzug anziehen können, aber ich wollte nicht, dass sie einen Eindruck von mir bekommt, der überhaupt nicht auf mich zutrifft. Als ich sie sah, stieg die Nervosität noch mehr an. Was mache ich, wenn sie mich nicht mag? Wie soll ich mit ihr reden? Über was soll ich mit ihr reden? Soll ich sie als Mädchen oder als junge Frau behandeln? Diese und viele Gedanken mehr gingen mir durch den Kopf. Sie begrüßte mich freundlich, aber zurückhaltend. Wir tranken ein bis zwei Tassen Kaffee. Sie sah sehr hübsch aus. Wir redeten darüber, wie ihr Leben in den letzten 14 Jahren gelaufen war und warum sie hier allein mit Freunden wohnte. Als wir das durchhatten, redeten wir über mich. Sie fragte, warum ich damals abgehauen sei und was ich zurzeit beruflich mache. Aber eine Frage beschäftigte sie am meisten: Wie hatte ich sie gefunden?  Ich erzählte ihr, dass ich die Telefonnummer ihrer Mutter nach langer Zeit wiedergefunden hatte und dass ich mal hören wollte, wie es meiner Ex ging. Da habe ich erfahren, dass ich eine Tochter habe. Sie gab mir die Nummer meiner Tochter. Nach dem Kaffee sind wir noch ins Kino gegangen, in einen Film von Rhomer. Am nächsten Tag stellte ich ihr meine Freunde vor. Die nahmen natürlich wieder kein Blatt vor den Mund. So warf ich meiner Tochter einen Blick zu, der sagte: „Ich weiß, die sind schräg drauf, aber sie sind die besten Freunde, die man sich wünschen kann.“

Wir trafen uns immer öfter. Sie besuchte mich sogar auf meiner Arbeitsstelle. Jedes Mal, wenn wir uns trafen, hatte sie einen Blick im Gesicht stehen, als wolle sie irgendetwas. Ich hätte ihr so gerne geholfen. Zwei Jahre lang trafen wir uns regelmäßig, bis ich von meinem Arzt erfuhr, dass ich krank sei und höchstens noch ein weiteres Jahr zu leben hätte. Drei Wochen lang meldete ich mich nicht bei ihr, weil ich darüber nachdenken musste, was der Arzt gesagt hatte. Ich hatte Angst, ihr zu sagen, dass ich sterben würde. Sie hatte gerade erst ihren Vater wiederbekommen und sollte ihn nicht gleich wieder verlieren. Letztendlich sagte ich es ihr doch. Sie war sehr traurig. Dennoch kam sie mich jeden Tag im Krankenhaus besuchen. Jede Woche fragte ich sie, ob sie mir Morphium mitbringen könne, damit ich die ganze Sache beschleunigen konnte. Sie tat es nicht. Entweder wollte sie nicht oder sie hatte es einfach vergessen. Eines Tages fragte sie mich, ob sie eine Torte mitbringen sollte. Doch ich sagte, dass mir eine einfache Streuselschnecke lieber sei, weil ich diese bei unserem ersten Treffen aß. Am nächsten Tag kam sie mit einem großen Haufen Streuselschnecken wieder. Sie waren noch warm, als sie hier ankamen. Zwei Wochen später feierten wir ihren 17. Geburtstag. Ich hatte ihr eine kleine Kette besorgen lassen. Sie hat sich ein riesen Loch in die Mütze gefreut. 

Auch Sarah Schank widmete sich dem Text. Sie verarbeitet aus der Sicht der Tochter den Tod des Vaters in Form eines Tagebucheintrags.

Liebes Tagebuch,

heute ist wohl der schlimmste Tag meines Lebens. Heute Morgen gegen 7:30 Uhr starb mein Vater. Ich habe das Ganze immer noch nicht wirklich begriffen und ich werde auch noch etwas Zeit dafür brauchen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich damit auf Dauer allein klarkomme. Ich kannte ihn erst seit knapp drei Jahren und hatte eigentlich gehofft, dass ich noch etwas Zeit mit ihm verbringen könnte. Ich kann mich noch ganz genau an unser erstes Treffen erinnern. Er trug Jeans, Jacke und Hose, und war etwas schüchtern. Ich werde niemals dieses Lächeln vergessen, das er im Gesicht trug, als er mich zum ersten Mal sah. Oder den Tag, an dem er mich ganz stolz seinen Freunden vorgestellt hat. Ich weiß auch bis heute noch, an welchem Tisch wir im Café saßen und in welchem Film wir waren. Und ich weiß auch noch, als ob es gestern gewesen wäre, wie er mir von seiner Krankheit erzählte. Gerade als ich anfing, ihn wirklich als meinen Vater zu akzeptieren, brach durch seine Diagnose meine ganze Welt zusammen. Ich brachte ihm alle zwei Wochen frisch gebackene Streuselschnecken ins Krankenhaus, denn er mochte sie so sehr. Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder Streuselschnecken esse kann, ohne dabei in Tränen auszubrechen. Ich werde auch das Geschenk, das er mir zum 17. Geburtstag besorgen ließ, mein Leben lang in Ehren halten. Ich hoffe, dass es ihm, wo auch immer er jetzt ist, besser geht. Wann die Beerdigung ist, steht noch nicht genau fest. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Mutter kommen wird. Ich denke aber, dass meine Schwester da sein wird, um mich zu unterstützen. Hoffentlich kann ich heute Nacht wenigstens ein bisschen schlafen, auch wenn ich noch nicht daran glaube.

Bis morgen …

Walter Helmut Fritz beschreibt in seiner Kurzgeschichte das angespannte Verhältnis zwischen einer Mutter und ihrer Tochter. Die Tochter, Elsa, fühlt sich von ihrer Mutter eingeengt und sehnt sich nach mehr Freiheit. In ihr reift der Entschluss, sich eine eigene Wohnung zu suchen.

Celine Steil verfasste den entsprechenden Brief, in dem Elsa ihrer Mutter ihren Plan offenbart.

Liebe Mama,

ich schreibe dir diesen Brief, da es mir zu schwer fallen würde, dir gegenüberzustehen, dir in die Augen zu blicken und dir dann zu sagen, dass ich vorhabe auszuziehen. Vielleicht musstest du die letzte Zeile ein zweites oder drittes Mal lesen, um dich zu vergewissern, dass du dich nicht verlesen hast. Aber ja, es stimmt, ich möchte ausziehen. Ich halte es zu Hause nicht mehr aus, ich muss raus, mal Dampf ablassen, mal Luft schnappen und auf andere Gedanken kommen. Auch wenn das jetzt sehr hart und stumpf klingt, es nervt mich sehr, dass du mir überallhin folgst. Kaum bin ich im Bad, bist du auch dort. Ich brauche einfach mal meine Ruhe und etwas Freiraum. Ich habe beschlossen, vorerst zu meiner Freundin Janine zu ziehen, bis ich etwas eigenes einigermaßen Bezahlbares gefunden habe. Versuch bitte nicht, mich zu erreichen, ich werde mich bei dir melden. Ich habe meinen nötigsten Kram eingepackt und den Rest werde ich irgendwann im Laufe der Woche abholen kommen. Mach dir keine Sorgen!

Deine Elsa